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Du Opfer! Auswirkungen von sozialer Ausgrenzung auf die psychische Gesundheit unserer Kinder

  • Andrea Grünenfelder
  • 3. Okt. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

von Dr. Andrea Grünenfelder | Psychologin FSP, Mediatorin SDM

Mobbingerfahrungen gehören zu den schwerwiegendsten Erfahrungen einer Kindheit und können anhaltend traumatisch wirken. Die Forschung zu sozialer Ausgrenzung und späterer mentaler Gesundheit zeigt folgende, statistisch hoch signifikante, Zusammenhänge in Langzeitstudien auf:

  • Kinder, die im Alter von 9 Jahren von Mobbing betroffen sind, weisen als Jugendliche häufiger antisoziales Verhalten sowie höhere Werte in Ängstlichkeit und Depressivität auf (Lösel, Bender, 2011)

  • die deutsche Langzeitstudie LifE - Lebensverläufe ins frühe Erwachsenenalter -, welche rund 2000 Kinder fünf Mal im Jugendalter (mit 12 - 16 Jahren) und zwei Jahrzehnte später als Erwachsene im Alter von 35 Jahren befragt hat - zeigt signifikante Auswirkungen von sozialer Ausgrenzung im Jugendalter auf das Selbstwertgefühl und die mentale Gesundheit im Erwachsenenalter (Originalartikel: Subjective and objective peer approval evaluations and self-esteem development: A test of reciprocal, prospective, and long-term effects. Gruenenfelder-Steiger, Harris, Fend, Developmental psychology 52 (10), 1563)

Ohne die Hilfe von aussen wäre mein Sohn noch immer im Mobbing gefangen - mit verheerenden Folgen. –Janina W., Mutter eines betroffenen Schülers

Betroffene von Mobbing erleben in der Zeit der sozialen Ausgrenzung ein wiederkehrendes Muster von Zurückweisung, Demütigung und Ablehnung. Durch die ständige Wiederholung wird die zunächst als unfair und falsch empfundene Ablehnung immer stärker verinnerlicht. Die betroffenen Kinder oder Jugendliche beginnen, sich selbst als minderwertig zu sehen. Dies erodiert auch ein bisher gutes Selbstbild und der Teufelskreis beginnt. Durch die Verinnerlichung entwickeln Betroffene mit der Zeit Verhaltensweisen, die objektiv tatsächlich sozial auffällig sind. Sie wehren sich entweder zu wenig oder zu intensiv und geben damit Täter:innen 'Futter' weiterzumachen. Opfer von Mobbing kennen keine Strategien, um auf die immer gemeiner werdenden Pöbeleien und Sticheleien zu reagieren. Diese Hilflosigkeit wird weiter ausgenützt, bis die Kinder kraft-, mut- und antriebslos sind. Oft fehlt ihnen nach Monaten der Demütigung jeglicher Lebensmut. Wenn Kinder oder Jugendliche an diesem Punkt angelangt sind, ist eine sehr schnelle und sensible Reaktion angezeigt. Betroffene bzw. ihre Eltern oder Angehörigen müssen sofort handeln.


Bei Mobbing muss sofort interveniert werden


Wenn dein Kind oder du selbst von Mobbing betroffen bist, nimm schnellstmöglich Kontakt mit einer Beratungsstelle in deiner Nähe auf.

  • In grösseren Gemeinden gibt es oft Beratungsstellen, die kostenlos sind.

  • Die meisten Schulen haben eine Schulsozialarbeiter:in, an die du dich jederzeit wenden und um Rat bitten darfst.

  • Wende dich an die Schulleitung deiner Schule und schildere die Situation. Lege dar, wie sich das Problem entwickelt hat und versuche aufzuzeigen, wie es dir geht. Sprich über deine Gefühle und deine Angst. Frag nach, wie die Schule in solchen Fällen in der Regel vorgeht. Nimm die Schulleitung in die Pflicht, zu handeln.

  • Leider gibt es nach wie vor Personen, welche das Problem klein reden oder dich nicht ernst nehmen. Suche in diesem Fall eine professionelle Beratungsstelle auf und lasse dich beraten, wie du vorgehen kannst.

  • Hole dir professionelle Hilfe, damit du lernen kannst, Selbstzweifel abzulegen und wieder Kraft findest, an dich zu glauben. Jeder Mensch ist gleich wertvoll und niemand hat das Recht, andere herabzuwürdigen. Denke daran: Mobbingopfer sind nie schuld an dieser Situation - es ist nie und in keiner Situation gerechtfertigt, andere Menschen fertigzumachen, egal wie man aussieht, was man macht, welche Hobbys man hat oder wie man sich kleidet.

  • Löse das Problem nicht von Elternteil zu Elternteil, selbst wenn du mit den Eltern befreundet bist - selbstverständlich sehen die Eltern des Täters/der Täterin ihr Kind wenig kritisch und versuchen zunächst, sein Verhalten zu erklären und ihr Kind zu verteidigen. Zudem werden sie aufgrund der Schwere der Anschuldigungen die Schilderungen deines Kindes zunächst in Frage stellen, was die Belastung für dein Kind noch zusätzlich erhöht. Gehe stattdessen direkt zur Schulsozialarbeit, Schulleitung oder zur professionellen Beratungsstelle der Gemeinde und lasse dich über das beste Vorgehen beraten.

Bist du oder dein Kind von Mobbing betroffen und brauchst Unterstützung im Umgang mit dieser schwierigen Situation? Hast du allgemeine Fragen zu Mobbing, sozialer Ausgrenzung oder Cyberbullying und was du präventiv dazu unternehmen kannst? Gerne stehe ich dir für Fragen zur Verfügung und berate dich oder dein Kind.



Hinterlasse mir gerne einen Kommentar, ob dieser Artikel hilfreich für dich war. Vielen lieben Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Deine Andrea Grünenfelder


 
 
 

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